Peter Kurzeck


Peter Kurzeck
Da fährt mein Zug

„Damals war es so, daß es einen Nachtzug gab, von Straßburg nach Avignon, der kurz nach elf abfuhr, also in der Stunde vor Mitternacht, ich glaube um dreiundzwanzig Uhr zwölf oder achtzehn. In Frankreich ist es so, daß die Züge oft an jedem Werktag zu einer etwas anderen Zeit abfahren, also anders als in Deutschland, muß man dann darauf achten, daß der Zug Mittwochs beispielsweise einfach zwei Minuten später fährt und Donnerstag drei Minuten eher oder so; das steht auch im Fahrplan, und ist verwirrend. Aber das schöne an diesem Zug war, eben daß er nach elf abfuhr, und er war fast leer – das ist auch der Grund weshalb es ihn wohl nicht mehr gibt. Also ein fast leerer Nachtzug, nicht mit Liegewagen, sondern mit richtigen, normalen Sitzen eigentlich, Abteilen. Und man konnte sich einen Wagen aussuchen, in dem entweder niemand war, oder nur ganz am anderen Ende. In diesem Zug, weil er nicht so sehr teuer war, nicht so teuer wie die Liegewagen oder die TGV-Züge über Paris. In diesem Zug sind sehr viele Araber mitgefahren, ich nehme an, das war ein Grund weil er leer war erstens, und zweitens weil er billig war. Der fuhr also nach elf Uhr ab, und das Schöne war, daß er am Morgen gegen acht, immer entweder kurz vor oder nach acht, in Avignon war. Das heißt zu einer Zeit, wo man gerne ankommt...“

Die ersten Zeilen aus: Da fährt mein Zug, Peter Kurzeck erzählt, Verlag: supposé Unbedingt anhören! Hörbuch des Jahres 2008
Erhältlich hier.

Ausstellung
Manche Bilder muß man machen, sonst hält man es nicht aus.
Frei nach Peter Kurzeck. Seine Stimme geisterte solange durch meinen Kopf, bis die Bilder entstanden waren.
Unterwegs durch Straßburg auf den Fersen des Autors. Nicht mit der Fachkamera, sondern agil und beweglich mit dem Smartphone, schien mir die richtige Wahl, um den ruhelosen Spaziergang aufzuzeichnen. In Tableaus von 50 x 50 cm werden 4-6 Bilder zu inhaltlich stimmigen Gruppen zusammengefasst.

Neben den Bildern an der Wand gab es eine Hörstation, um sich die Geschichte mit seiner Stimme erzählen zu lassen.

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